Meine spirituelle Reise begann im Jahre 1976 am Roten Meer in Israel. Ich fühlte mich verloren in meiner Welt. Viel Schmerz war in mir und um mich herum und ich hatte gehofft, dass eine Weltreise (mit dem Fahrrad) eine Veränderung bringen könnte. Natürlich hat das Reisen nur deutlich gemacht, dass der Schmerz und die Ruhelosigkeit in mir selbst waren.
Eines Tages sah ich eine große Qualle am Strand liegen und ich suchte nach dem Mittelpunkt, dem Kern des Tieres, konnte ihn aber nicht finden.
Plötzlich wurde mir klar, dass ich selbst auch kein Zentrum habe und dass es sehr wichtig ist, dieses zu finden.
Zu dieser Zeit zeichnete ich auch oft gedankenverloren das Möbius-Zeichen in den Sand (das Zeichen für Unendlichkeit oder die liegende Acht).
Ohne das Zeichen zu kennen, erweckte es in mir ein Gefühl, dass alles irgendwie unendlich miteinander verbunden ist.
Meine Energie und meine Aufmerksamkeit wendeten sich nach innen.
Ich hatte natürlich keine Ahnung davon, dass dies der unwiderrufliche Beginn einer lebenslangen Reise zur Selbsterkenntnis war.
Eines Tages sah ich eine große Qualle am Strand liegen und ich suchte nach dem Mittelpunkt, dem Kern des Tieres, konnte ihn aber nicht finden.
Plötzlich wurde mir klar, dass ich selbst auch kein Zentrum habe und dass es sehr wichtig ist, dieses zu finden.
Zu dieser Zeit zeichnete ich auch oft gedankenverloren das Möbius-Zeichen in den Sand (das Zeichen für Unendlichkeit oder die liegende Acht).
Ohne das Zeichen zu kennen, erweckte es in mir ein Gefühl, dass alles irgendwie unendlich miteinander verbunden ist.
Meine Energie und meine Aufmerksamkeit wendeten sich nach innen.
Ich hatte natürlich keine Ahnung davon, dass dies der unwiderrufliche Beginn einer lebenslangen Reise zur Selbsterkenntnis war.
All dies wurde gefolgt von einer Periode tiefer Depression und statt eines spirituellen Lehrers fand ich einen Psychotherapeuten, der mir erst einmal half, wieder auf die Beine zu kommen. Später fand ich alternative Therapeuten und ich erlernte orientalische Heilmethoden, welche mich mehr in Kontakt mit mir und meinen Körper brachten.
Ich hatte verschiedene Lehrer über die Jahre. Sie stammten ursprünglich alle aus der Zen Tradition. Sehr selten hatte ich eine weibliche Lehrerin. Die spirituelle Welt war voller männlicher Lehrer und ich wusste es nicht besser. Mein Durst war groß und ich habe nicht viel Zeit vergeudet. In gewisser Weise kann ich sagen, dass seit diesem Moment im Jahre 1976 kaum ein Tag vergangen ist, an dem die Suche meiner wahren Natur nicht Thema war. Allerdings habe ich oft an allen möglichen falschen Orten gesucht.
Zuerst verdiente ich meine Brötchen in Holland, denn ich stand in Verbindung mit einem Zentrum, welches inspirierende Menschen aller Art nach Amsterdam einlud. Später ging ich jedoch auf Reisen und nach einigen Umwegen landete ich in Indien zu Osho´s Füßen. Er wurde mein spiritueller Lehrer und Meister.
1994 spazierte ich durch den Nullah Park in Pune, als mir die riesige Statue eines weiblichen Buddhas auffiel. Ich war zutiefst berührt und Tränen rannen über mein Gesicht – ganz leise. In diesem Moment fiel mir erst auf, wie wenig weibliche Vorbilder oder Lehrerinnen es gibt und wie wichtig dieser Spiegel für mich war.
Eine Weile lang habe ich sie oft besucht und schaute in ihr Gesicht. Etwas hat sich tief in meiner Gebärmutter bewegt, aber zu der Zeit konnte ich noch nicht verstehen, was das war.
Die Reise ging weiter, mein Meister hatte seinen Körper verlassen und vielleicht aufgrund meines Hungers für Wahrheit oder der langen Jahre der Meditation und Teilnahme an vielen Selbsterfahrungstherapien und Awareness Intensive Retreats oder vielleicht auch „einfach“ aufgrund von Gnade, habe ich 1997 einen großen Durchbruch erlebt.
Seitdem erfahre ich alles als eins.
Jetzt gab es nur noch die Quelle. Alle meine Probleme waren verschwunden wie Schnee in der Sonne. Das endlose Geplapper in meinem Kopf wurde völlig bedeutungslos. Ich konnte ihm zuhören und es leben lassen. Aber wenn ich nicht zuhörte, dann zog es sich in die weit entfernte Peripherie meines Bewusstseins zurück. Zu jener Zeit erfuhr ich das als Erleuchtung und im Jahre 1998 begann ich, dies in Satsangs zu teilen.
Ich war entzückt, als ich feststellte, dass es einige Frauen unter den Satsang-Lehrern gab. Ich habe ein paar davon besucht, habe sie aber alle auf dem mehr oder weniger gleichen, eher bekannten und männlichen Advaita-Weg gefunden wie mich selber. Eine von ihnen erlebte ich als femininer, weiblicher, aber sie war ganz eingebettet in die alten Traditionen, welche für mich nicht mehr länger von Bedeutung waren. Ich vermisste die Verbindung zu einem evolutionäreren Bewusstsein.
Eine liebe Freundin schenkte mir ein Buch: „Frauen mit Kraft und Anmut“. Es geht darin um das Leben von 9 sehr speziellen, erleuchteten Frauen. Es brachte mir mehr Spiegelmöglichkeiten. Diese Frauen waren jedoch solche großartigen Wesen, dass der Spiegel beinahe zu groß zum Hinschauen war. Es hatte einen demütigenden Effekt auf mich.
Eines ist mir jedoch aufgefallen: Für viele dieser Frauen stand das Tun im Vordergrund. Die meisten von ihnen waren ihr ganzes Leben damit beschäftigt, Leiden zu lindern, sich um die Armen zu kümmern und wohltätig zu wirken. Es gab zwar auch das Lehren - es war jedoch oft weniger interessant. Es hatte einen viel geringeren Stellenwert als das Leben selbst, als diese Lehren ins Leben zu übersetzen, eine Verbindung in die Welt zu bringen. Während bei den meisten männlichen Gurus oder Lehrern das Lehren im Vordergrund stand und Meditation die hauptsächliche Praxis war, standen für viele Frauen Hingabe und Fürsorge im Mittelpunkt.
In 2000 traf ich Ammachi in Südindien. Diese sehr einfache, kleine/große Inderin beeindruckte mich tief. So tief, dass dies zu einer bleibenden Verbindung wurde. Amma strahlt göttliche Liebe aus und sie umarmt jede einzelne Person, die sie besucht. Manchmal tut sie dies für 22 Stunden am Stück – ohne, dass sie eine Pause macht oder auch nur etwas trinkt!
Mit Amma erlebte ich zum ersten Mal, dass sich weibliche Erleuchtung nicht nur anders ausdrückt, sondern auch ein anderes, runderes ERLEBNIS mit sich bringt. Ihre Umarmung wurde zum Symbol dafür, wie Gott mich als archetypische Mutter umarmt. Es war, als halte mich das Universum in einer liebevollen und innigen Umarmung.
Für mich hat Gott hat an diesem Tag ein zweites Gesicht bekommen. Nicht nur Gott, auch die Göttin war da. Zusammen waren sie EINS.
Ihre Lehre war einfach und direkt: Teile Liebe und Mitgefühl und handle selbstlos.
Bis heute besuche ich Ama jedes Jahr und lasse mich dabei inspirieren und nähren von ihrer weiblichen Art zu sein und von der göttlichen Liebe, die sie ausstrahlt.
2004 kam mein erleuchteter Zustand zu einem abrupten Ende (siehe meinen Artikel über Erleuchtung). Der Fall vom großen Licht in die totale Dunkelheit war intensiv.
Es dauerte etwa 4 Jahre, bis diese Veränderung, dieser Wendepunkt verdaut war.
In dieser Zeit habe ich meine Lektionen gelernt. Zuerst fand ich heraus, dass ich meinen Zustand von Einssein durch eine Abspaltung von meiner menschlichen Dualität und von meinem Körper erreicht hatte.
Die Reise zurück zur Erde war nicht einfach. Es hat Jahre gedauert, bis ich wieder eine solide Verbindung mit der Erde spürte.
Mein Nervensystem hatte einen enormen Schlag verpasst bekommen. Der Schock dieser abrupten Landung (Bruchlandung beschreibt es eigentlich besser) und die Öffnung vieler unverdauter Traumen in meinem Leben, war tatsächlich mehr als mein Nervensystem vertragen konnte.
Daraufhin folgten einige Jahre intensiver Traumaheilung (Somatic Experiencing), um das so dringend benötigte Gleichgewicht wieder herzustellen.
Während dieser Zeit konnte ich natürlich weder lehren noch Therapeutin sein.
Ich war innerlich völlig ruiniert und habe mich dann wieder einem meiner ältesten Berufe zugewendet: Der Krankenpflege.
Während 3 Jahre habe ich mich als private Krankenschwester um alte, kranke und sterbende Menschen gekümmert. Und obwohl dies schwere Jahre waren, habe ich es auch genossen, mich einfach um andere zu kümmern. Ich bin auch tief in die so genannte normale Welt eingetaucht, in der sich niemand für Spiritualität interessiert.
Ich habe stundenlang mit meinen Patienten ferngesehen, ihnen endlos aus Frauenzeitschriften vorgelesen und die vielen Auf´s und Ab´s mit ihnen und ihren Familien geteilt.
Es öffnete sich für mich eine Welt, die ich kaum mehr kannte. Eine Welt, die mich auch mehr und mehr menschlich machte. Tiefere Schichten von Mitgefühl wurden erweckt. Ich sah und erlebte so viel Trauer, Schmerz und Missverständnis. Alles, was ich vor etwas 30 Jahren zurückgelassen hatte, begegnete mir wieder.
In dieser Zeit wurde es klar und klarer, dass nur die Quelle des Seins allein nicht die Erleuchtung bringt, welche ich mein ganzes Leben lang hatte erreichen wollen. Die Quelle fühlte sich an wie nach-Hause-gekommen-zu-sein. Aber: WER war nach Hause gekommen? Was ist während der ganzen Geschichte mit MIR passiert?
Wo war ich?
Osho hatte mir eine Vision eines neuen Menschen gegeben. Er nannte ihn Zorba the Buddha: Ein Mensch, der so lebendig war wie Zorbas der Grieche und so weise und still wie Buddha.
Ich hatte es nun schon seit Jahren versuch, dahinter zu kommen: Wie lässt sich dies verwirklichen? Ich war ein Zorbas gewesen, hatte das Leben voll ausgekostet. Ich brannte wie die Kerze an beiden Enden und hatte es sehr genossen.
Ich war ein Buddha gewesen, losgelöst in Stille und Frieden – fast nicht mehr von dieser Welt.
Und nun?????
Ich suchte nach Totalität, nach Integration. Ich wollte die Totalität der Existenz und ich wollte die fundamentale Trennung heilen zwischen dem Spirituellen und dem Weltlichen – zwischen Innen und Außen.
Aber wie in Gottes Namen konnte ich diese beiden Welten verbinden? Es wurde zum Einzigen, was mich beschäftigte und interessierte. Und wie immer betete ich um Hilfe, denn alleine war es mir nicht gelungen.
Unter einer dicken Staubschicht kam Almaas´ Buch wieder zum Vorschein. Er inspirierte mich mit seiner modernen Vision. Aber das Feuer wurde nicht wirklich entzündet.
Da tauchte Faisal Muqaddam auf in meinem Leben. Er hatte eine ähnliche Vision. Er sprach mein ganzes Wesen direkt an, als er über die 3 Bereiche sprach: Die 3 Königreiche, in denen wir leben.
Der absolute (das, was im Advaita oft das Selbst, die Leere genannt wird), der essentielle und der weltliche Bereich.
Die Tibeter nennen dies die 3 Kayas – die 3 Aspekte eines erleuchteten Wesens.
Im Absoluten und im Weltlichen war ich ziemlich zuhause. Aber den Bereich dazwischen, den essentiellen Bereich kannte ich nicht.
Dies ist der Bereich, welcher den so genannten persönlichen und den spirituellen Bereich vereint. Die Anwesenheit von Essenz im Körper schien die Verkörperung möglich zu machen.
Faisal:
„Im Allgemeinen reden wir über Erleuchtung als das Stadium, in dem man seine wahre Natur entdeckt hat, unsere erleuchtete Natur. Diese erleuchtete Natur, diese göttliche Natur, diese Budhha-Natur ist die Grundqualität der ganzen Existenz.
Dieses grundsätzliche Sein hat viele unterschiedliche Stadien. Es ist wie wenn du weißes Licht durch ein Prisma schickst und dabei ein Regenbogen erscheint. So zeigt sich das Absolute in verschiedenen Qualitäten. Manche davon sind grenzenlos, nicht begrenzt. Andere sind deutlich, klar umrissen, tastbar, du kannst ihre Form, ihre Struktur fühlen.
Alle diese Qualitäten werden dann sogar noch deutlicher, noch massiver – und werden dann zum physischen Universum.
Die unterschiedlichen Stadien zwischen dem Absoluten und dem physischen Universum ist das, was wir üblicherweise als die essentiellen Stadien des Seins bezeichnen. Dies sind die Essenzen.
Diese essentiellen Stadien haben charakteristische Merkmale. Sie haben Struktur; du kannst sie in deinem Körper fühlen. Sie sind nicht bloße Energie. Manche davon sind dicht, manche sind leicht, manche sind flüssig, manche sind solide, manche sind kalt, manche sind heiß, manche sind neutral. Sie haben also alle möglichen charakteristischen Eigenschaften, die du wirklich fühlen kannst. Und dein Körper ist das beste Thermometer, mit dem du Essenz messen kannst. Die Essenz muss in deinem Körper fließen. Es ist nicht einfach ein Zustand, in den du gehen kannst, wie deine Emotionen oder deinen Verstand. Sie muss in deinem Körper zirkulieren. Jede Qualität von Essenz kann nur dann voll integriert werden, wenn sie frei in deinem Körper fließt. Sie muss in deinem Kopf zirkulieren, in deinem Herzen, in deinem Bauch, in deinen Beinen.“
(Ausschnitte aus Audio-Material)
Faisal hat mir beigebracht, die drei Bereiche zu unterscheiden und sie zu respektieren. Er zeigte mir, dass jeder Bereich seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und Lehren bereithält. Und dass es sehr wichtig ist, zu wissen, über welchen Bereich du sprichst, wenn du lehrst.
Auf einmal verstand ich, dass ich beim Satsang versucht hatte, den weltlichen Bereich mit den Gesetzmäßigkeiten des Absoluten zu betrachten. Nun verstand ich auch, weshalb es für so viele Leute, die zu mir kamen, so schwierig war, diese Einsichten in ihr tägliches Leben zu bringen und sie dort zu verwirklichen.
Obwohl ich anfänglich großen Widerstand hatte, mich dafür zu öffnen und eine völlig neue Lehre zu lernen, begann ich damit.
Faisal hatte zu sehr zu meinem ganzen Wesen gesprochen. Darüber hinaus war diese Lehre so intelligent – beinahe High-Tech, wie moderne Mystik!!
Faisal benutzte sowohl die tiefen Einsichten aus den verschiedenen spirituellen Traditionen, als auch moderne Entdeckungen und Entwicklungen in der Psychologie.
Ah – hier war das Stück an Entwicklung, welches mir so sehr gefehlt hatte!!
Hier war das Ego nicht länger etwas, was verschwinden oder sterben sollte, es wurde vielmehr ein Anfangspunkt – beinahe ein Führer, ein Instrument, um den Weg zurück zu finden. Er verglich das Ego mit einem Kind, welches an der Hand genommen werden musste, um ihm den Heimweg zu zeigen.
Und so begann wieder ein neues Kapitel auf dem langen Weg zur Selbsterfahrung.
Es gibt so viele Aspekte und Facetten von Essenz, die wir brauchen, um ein vollkommenes menschliches Wesen zu werden und unsere Einsichten und Erkenntnisse zu verwirklichen. Um zum Beispiel wirklich auf diesem Planeten zu landen, benötigen wir sehr erdige, essentielle Aspekte. Um in der Lage zu sein, wirklich zu lieben, ist es nötig, dass die verschiedenen Qualitäten von Liebe in unserem Körper präsent sind, damit wir dann zu Liebe werden können. Um wahrhaftig Freude zu erleben, müssen wir zu Freude werden.
Almaas sagt:
„Essenz ist nicht lebendig; sie ist die Lebendigkeit. Sie ist nicht bewusst; sie ist das Bewusstsein. Sie hat nicht die Qualität von Existenz; sie ist die Existenz. Sie liebt nicht; sie ist die Liebe. Sie ist nicht freudig; sie ist die Freude. Sie ist nicht wahr; sie ist die Wahrheit.“
(„Essenz“ Seite 80)
Ich entdeckte, dass es persönliche und unpersönliche Essenzen gibt. Die unpersönliche erreichen wir durch Transzendenz, durch Verneinung, durch die Erkenntnis, dass ich weder dies, noch das bin. Was dann übrig bleibt, ist nur die Quelle, der Ozean.
Die persönliche Essenz wird dagegen nur lebendig, wenn wir das genaue Gegenteil davon tun; wenn wir erkennen, dass wir Alles sind. Ich bin dieses UND zugleich jenes. Dies führt zur Vision des Fisches im Ozean. Er existiert als einzelner Fisch und sucht nach Teilnahme, er will sich entwickeln.
Der Ozean sucht nicht nach Entwicklung. Er ist der Ozean in Ewigkeit.
Aber der Fisch will vorankommen.
Wenn uns also klar wird, dass ICH ALLES BIN, dann verschwindet die Spaltung zwischen Innen und Außen. Nun können wir auch die volle Verantwortung für unser Leben übernehmen. Nun können wir nicht länger sagen, dass es keinen persönlichen Täter gebe. Wenn wir einen Fehler machen, dann stehen wir dazu und bereinigen ihn.
Je mehr ich damit begann, Essenz zu erfahren und zu erkennen, desto mehr begriff ich, dass die Sufis diese Weisheit schon seit Jahrhunderten gehabt hatten. Die Gedichte von Rumi, die ich so sehr liebe, sind voll von versteckten Hinweisen zu essentiellen Zuständen. Er nennt sie unter anderem Honig, Gold oder Rubin.
Wenn wir erleuchtete Eltern gehabt hätten, dann wären wir aufgewachsen, ohne den Kontakt zu unserer wahren Natur zu verlieren. All die verschiedenen Qualitäten hätten sich geöffnet und sich natürlich entwickelt und all unsere Stärken wären noch verstärkt worden, anstatt dass wir sie verloren hätten. Essenz ist unser Geburtsrecht. Gott oder die Existenz haben diese Qualitäten für den Menschen erschaffen, damit er oder sie in der Realität funktionieren und gleichzeitig mit der Quelle verbunden bleiben kann.
In meinen jetzigen Gruppen lasse ich die Leute oft sich vorstellen, dass sie das Dalai Lama Baby oder ein anderes hohes Wesen sind. Als er geboren wurde, war er umgeben von Respekt und Liebe, von vielen Menschen, die seine Seele gesehen haben und ihm eine gute, unterstützende und verlässliche Umgebung gegeben haben. Menschen, für die Erleuchtung ein natürlicher Zustand ist. Und dann lasse ich sie sich vorstellen, wie ihr Leben heute aussähe, wenn sie so aufgewachsen wären. Dann fließen die Tränen und lange verschlossene Türen öffnen sich wieder und die Essenz beginnt wieder zu fließen.
Für mich persönlich ist der Diamond Logos (der Name dieser Lehre) eine enorme Unterstützung im Integrationsprozess. Nach und nach erlange ich meine Essenz wieder und langsam öffnen sich meine Knochen, Muskeln und Nerven wieder. Sehr langsam, aber sicher lässt die Essenz die alte Persönlichkeitsstruktur schmelzen. Schritt für Schritt schmelzen die unechten, angelernten Qualitäten dahin und die essentiellen, natürlichen Qualitäten beginnen hervorzukommen.
Mit der Öffnung von jeder neuen Essenz, zeigen sich alte Blockierungen. Alte Themen kommen hoch, damit sie gesehen werden und sich auflösen können. Dies ist ein komplexer und aufwändiger, aber auch sehr interessanter Prozess.
Dies ist nicht der Platz, um dies jetzt weiter zu vertiefen.
Der erste und stärkste Gegner auf diesem Weg ist unser Super-Ego, unser innerer Richter. Die Stimme in uns, die immer Gott spielt, die bestraft, kritisiert, manipuliert oder uns auch lobt bei jedem Schritt, den wir tun. Im Satsang pflegte ich zu sagen: „Höre einfach nicht auf diese Stimme.“ Aber natürlich ist das niemandem gelungen.
Nun bin ich in der Lage, klare Werkzeuge und Wege aufzuzeigen, womit man lernen kann, diese Stimme zu erkennen und mit ihr umzugehen. Und dies ist wirklich wesentlich, wenn wir jemals zu einer Verkörperung und der Verwirklichung unserer Erkenntnisse kommen wollen. Es ist solch ein hoch entwickelter und komplexer, automatischer Mechanismus. Sein Ziel, seine Aufgabe ist, unsere Konditionierungen aufrecht zu erhalten. Wenn wir dies nicht erkennen, wird er uns immer wieder zurück ins Alte ziehen. Und er wird und davon abhalten, wahrhaftig ein Individuum zu sein.
Wenn das Super-Ego regiert, dann ist es für die Essenz sehr, sehr schwierig, sich zu öffnen. Deshalb hat die Arbeit mit dem Super-Ego einen großen Stellenwert in der Arbeit zur Verwirklichung, welche ich nun teile.
Erkenntnisse sind schön. Inzwischen haben viele von uns viele davon – tiefe Erkenntnisse von Einssein und Liebe und Vollkommenheit. Wozu sind sie jedoch gut, wenn sie nicht gelebt werden können, wenn sie nicht verkörpert werden und sich spontan manifestieren in unserem täglichen Leben?
Der Weg von Advaita, der Non-Dualität, war ein wunderbarer Weg gewesen für mich, ein unglaubliches Werkzeug, um an die Quelle zu gelangen, um nach Hause zu kommen.
Er hat mich erweckt und viele Andere. Aber was dann???
Was geschieht, nachdem man aufgewacht ist?
Leider treffe ich immer noch Menschen, die sich in ihrer Sehnsucht danach, ihren Schmerz zu transzendieren, von ihrer menschlichen Dualität abspalten. Alles, was sie wollen, ist Leere. Sie haben einen schönen Zustand erreicht, aber ich erlebe sie lediglich als halb.
Jetzt weiß ich, dass wenn wir ein vollständiger und vollkommen verwirklichter Mensch werden möchten, dann müssen wir alle unsere menschlichen Aspekte umarmen. Sie alle gehören zu unserem Wesen. Sie sind alle Teile des Göttlichen – das Duale so sehr wie das Nicht-Duale.
Je mehr meine Integration stattfand, desto mehr zog es mich zurück zu meiner alten Passion, alles, was ich lerne und entdecke mit anderen zu teilen und ihnen bei ihrem Transformationsprozess beizustehen.
Gruppen und Retreats sind entstanden und nach einer Weile hatte ich so viel Arbeit, dass ich mich von meinem Job als Krankenschwester verabschieden musste.
Ich wurde gebeten, über Frauen auf dem Weg zu schreiben.
Aber was ist denn der Weg der Frau?
Seit 2 Jahren stelle ich mir diese Frage erst.
Teils, weil Faisal jedes Mal, wenn ich ihn treffe, unsere Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass Männer und Frauen anders funktionieren und dass es höchste Zeit ist für uns Frauen, dass wir für uns selbst entdecken, wie sich die Essenz in uns öffnet. Aber hauptsächlich aus dem Grund, weil ich begann, auf meine Gebärmutter zu hören.
Das Echo dieses ersten Aufruhrs dort in Pune mit dem weiblichen Buddha war immer noch da.
Es schockierte mich, was meine Gebärmutter mir zeigte und sagte.
Mir wurde klar, dass ich, (und mit mir viele Frauen) mein Leben von einem sehr männlichen, aktiven Prinzip aus lebte. Dadurch hatte sich meine Gebärmutter verhärtet und zusammengezogen. Wenn wir dazugehören wollen, verlangt unsere Gesellschaft von uns, dass wir etwas leisten.
Die schmerzhafte Unterdrückung und der Missbrauch der Frauen über Jahrhunderte, brachte uns in den 70er Jahren zum Feminismus. Wenn du dich in dieser Zeit dem Mann gleichwertig fühlen wolltest, dann sah es so aus, dass du männliche Wettbewerbsqualitäten entwickeln musstest. Die weiche, liebende, fürsorgliche und empfängliche Frau ging über Bord.
Wir wurden mächtig und stark und es fiel uns nicht auf, was wir in diesem Kampf verloren. Viele, viele Jahre später weinte meine Gebärmutter über diesen Verlust stille Tränen, während sie begann, sich langsam, langsam wieder zu öffnen.
In meinen feministischen Jahren war ich stolz, eine androgyne Frau zu sein – jemand, der sowohl weibliche als auch männliche Qualitäten hatte. Da passt auch meine Bisexualität hinein. Es war mir nie recht klar gewesen, was männlich und was weiblich war. Ich fühlte beide Energien sehr klar in meinem eigenen Körper.
Nun fühlte ich mich jedoch sehr deutlich in meiner weiblichen Biologie.
Seit ich nun gut in meinem Körper geerdet bin, öffnet er sich mehr und mehr. Durch die wachsende Präsenz essentieller Qualitäten, zeigt sich meine Gebärmutter mehr und mehr als ein wichtiges Zentrum meines Systems und auch als die Quelle von Essenz. Ich bin noch immer ganz am Anfang dieser Forschungen, dieses Entdeckungsprozesses. Ich befragte Freunde und Kollegen zu ihrer Sicht der Dinge.
Annemie Flamez:
Dies ist eine wunderbar inspirierende Zeit! Die Frau, die Mutter, die Göttin, die Königin bekommt ihren Thron und ihre Krone zurück.
Die weibliche Weisheit hat so lange im Untergrund unserer Kultur gelebt. Nun jedoch sieht die heilige Gebärmutter ein neues Tageslicht. Meine leidenschaftliche Liebe für die heilige Gebärmutter wurde mir zuerst vom Buch „Die Nebel von Avalon“ gespiegelt. Dies ist nun schon 30 Jahre her und ich erinnere nicht mehr viel aus dem Buch. Zu jener Zeit fühlte ich mich jedoch wie der Frosch, der vom Prinzen geküsst und dadurch zur Prinzessin geworden war.
Ich erinnere mich, dass ich seit meiner frühesten Kindheit nach dem heiligen Gral gesucht hatte. So wie mein Körper, Verstand und Geist einen Entwicklungsprozess kennen, so zeigt sich auch ein fortwährendes Erwachen in dieser weiblichen Weisheit als essentielle Qualität.
Das Mysterium öffnet sich und ist sehr tief verbunden mit meiner heiligen Gebärmutter und meinem heiligen Bewusstsein. Dieses Bewusstsein lebt in mir als Frau und ist im Gewebe meiner Seele eingebaut. Meine Schwangerschaften und die verschiedenen Geburten, die ich erlebt habe, waren nicht nur von dieser Welt.
Zu jener Zeit kannte ich die Sprache der Essenz nicht. Die Liebe, die zusammen mit dem Kind geboren wird, ist unvergleichlich.
Die Veränderungen, die dadurch kamen, waren nicht mehr rückgängig zu machen. Und so haben all die verschiedenen Phasen meines Lebens ein ganz spezielles Geschenk für mich bereitgehalten. Jetzt wo ich Großmutter bin, sehe ich, wie ich das Leben in seiner ganzen Schönheit beschütze und wertschätze.
Es ist jedoch nicht alles „in Butter“.
Es war nie nahe liegend, dass ich als Frau und Mutter meinem eigenen spirituellen Verlangen folgen könnte. Der Pfad hat Rosen und Dornen. Bei „Enquiry“ („Befragung“ – eine Praxis zur Selbsterforschung) treffe ich unter anderem auf meine Mutter und auf die Mutter meiner Mutter und dies manchmal auf schmerzvolle Art und Weise. Meine Liebe fördert auch tiefen Hass ans Licht.
Mein Herz und meine Gebärmutter stehen in Verbindung mit der Welt und dem Leben in all seinen Dimensionen.
Mein Leben singt sein eigenes, sanftes, lebendiges Herz-Sutra.
Dies sind Beispiele vom Ausdruck der heiligen Gebärmutter. Wie alle Qualitäten von Essenz kann sie auch auf eine direktere und stofflichere Art in all ihrer Herrlichkeit erfahren werden.
Faisal gab mir einen starken Impuls, die weibliche Weisheit im spirituellen Bereich tiefer und tiefer zu entdecken. Zusammen mit anderen weiblichen Weggefährtinnen auf dem spirituellen Weg schöpfen wir zurzeit aus dieser Quelle natürlicher Weisheit.
Eine andere Kollegin und Freundin:
Ich stamme aus einer Familie mit starken, erfolgreichen Geschäftsfrauen, die für ihre Zeit sehr emanzipiert waren. Ich wurde 1954 geboren und verbrachte meine Teenager-Jahre in den 60ern. Ich bewunderte Angela Davis und die Frauenrechtsbewegung und ich bewegte mich mit meinen Freundinnen im jenem Zeitgeist. Heimlich träumte ich von einer „normalen Familie“, wo die Mutter zuhause war, kochte und darauf wartete, dass sich die Familie zu den gemeinsamen Mahlzeiten versammelte. Was mein Frausein betraf, war ich sehr verwirrt und so führte mich mein Weg zu tiefen Nachforschungen – sowohl psychologischer als auch spiritueller Natur.
Seit meiner Kindheit hatte ich das Gefühl, dass etwas im Leben meiner Mutter und im Leben aller emanzipierten Frauen um mich herum fehlte. Obwohl da Macht, Stärke und eine gewisse Würde waren, welche von den Frauen dieser Zeit so lange herbeigesehnt worden waren, sehnte ich mich nach etwas anderem, von dem ich nicht wusste, was es war. Ich habe es weder im Landleben gefunden, wo ich für meine kleine Familie da war, noch indem ich mir selbst bewies, dass ein Kind aufzuziehen und gleichzeitig im Beruf zu stehen, machbar waren. Nicht als Femme fatale, als süße und liebende Gefährtin, nicht beim Leben in einer spirituellen Kommune, wo ich versuchte, mich meinem spirituellen Meister hinzugeben. Kein Vorbild war hilfreich.
Es war mir damals nicht bewusst, aber was ich wirklich suchte, war – wie ich es heute nenne – eine neue Dimension von Weiblichkeit – die weder durch Vorbilder gefunden werden kann noch durch jegliche Versuche der konditionierten Persönlichkeit. Es ist eine essentielle Qualität, die in der Tiefe von uns Frauen lebt, geduldig wartend bis sie erneut eingebunden wird, und die die alte, archaische Weisheit und Verbindung der weiblichen Welt enthält.
Ich bin meinem Lehrer sehr dankbar, der mich – obwohl er ein Mann ist – unterstützt in meiner Suche und mir hilft, mich wieder mit dieser Qualität zu verbinden, die für mich noch ohne Worte ist.
Was nun?
Über die Jahre habe ich die Idee, irgendwo anzukommen, hinter mir gelassen.
Wie Tao schon vor Jahrhunderten gesagt hat: Die Reise ist das Ziel.
Ich habe immer Ausschau gehalten nach dem Licht – der Fokus meiner Reise war, Erleuchtung zu finden und ich wollte nur das Licht. Die Dunkelheit musste unter allen Umständen zurückgelassen werden. Dunkelheit bedeutete Schmerz, Trauer, Angst und verloren sein. Durch meine Arbeit komme ich noch oft mit Menschen in Kontakt, die denselben Fokus haben. Sie wollen ihren Schmerz loswerden. Sie wollen sich gut fühlen und sie wollen das Licht.
Ich habe jedoch entdeckt, dass wir, wenn wir den Mut haben, diesen Schmerz zu fühlen, feststellen, dass eine andere Tür aufgeht – zu einer anderen Dimension von Dunkelheit, die friedlich, liebevoll und pure Güte ist.
Viele meiner alten Freunde fragten mich, weshalb ich immer noch auf der Suche bin und warum ich immer noch an mir arbeite. Meine Antwort wird nicht oft richtig verstanden.
Seit Jahren bin ich weder auf der Suche noch dabei, an mir zu arbeiten. Es ist vielmehr eine Entdeckungsreise.
Ich folge einem evolutionären Zug, der tief aus meinem Bauch kommt. Ich könnte sagen: Ich folge dem Ruf meines Herzens. Zur selben Zeit ist da mein innerer Führer, der sein Licht auf jede neue, wunderbar schöne Landschaft, die mich anzieht, scheinen lässt.
Das Aufspüren von essentiellen Qualitäten, die ich benötige, um wahrhaft menschlich zu sein, scheint viel Arbeit zu sein. Und das ist wahr.
Was anders ist, ist, dass nicht ich (sprich das Ego), sondern die Essenz oder Präsenz diese Arbeit tut.
Wie ich meinen Studenten sage: Die Präsenz tut die Arbeit. Unsere einzige Aufgabe ist, präsent zu sein.
Manchmal ist die Reise so aufregend und bringt unglaubliche Schätze hervor. Dann wiederum geht es durch dunkle Täler und Sümpfe von Trauer und Schmerz, die die Fülle des Friedens darunter verdecken.
Manchmal begegne ich den Tälern und den Berggipfeln mit Gelassenheit. Manchmal auch nicht.
Manchmal bekämpfe ich die Täler, weil die alten Gewohnheiten und die tiefen Abwehrmechanismen in unserem System sehr mächtig sind.
Vom Ego aus gesehen, dient alles, was wir auf unserer spirituellen Reise unternehmen, einem einzigen Ziel oder Zweck: Nie mehr den alten Schmerz des Egos fühlen zu müssen. Es ist eigentlich alles, was wir tun, eine Art Gymnastik, um dies zu verdecken.
Wenn wir lernen, diese tiefen Egozustände und –schmerzen zu ertragen, erlangen wir eine neue Standfestigkeit.
Das Mitgefühl wird tiefer. Der Frieden wird runder und voller. Die Verwurzelung ist stärker.
Die Integration wächst, nur um sich wieder zu des-integrieren und sich wieder und wieder neu zu formieren.
Dunkelheit und Licht – sie gehören zusammen. Das Licht ist der männliche – die Dunkelheit ist der weibliche Aspekt. Zusammen sind sie EINS.
Ich bin immer noch gierig – ich will alles! Licht und Dunkelheit, Zorba und Buddha, Fülle und Leere.
Die Reise geht weiter – das ist Entwicklung. Und wo führt sie hin? Dass wir nur noch sehen, wie sie sich jeden Moment neu gebärt.
Wenn Du einen Körper hast, wo ist der Geist?
Wenn Du Geist bist, was ist der Körper?
Es ist nicht unser Problem, uns darüber Sorgen zu machen.
Beide sind beides. Mais ist das Maiskorn
Und der Maiskolben. Der göttliche Schlachter
Schneidet uns ein Stück aus dem Schenkel
Und ein Stück vom Hals.
Unsichtbar, sichtbar, die Welt
funktioniert nicht ohne die beiden.
Wenn du jemandem Staub an den Kopf wirfst,
so wird nichts geschehen.
Wenn du Wasser wirfst, nichts.
Forme sie aber zu einem Klumpen.
Diese Vermählung von Wasser und Erde
Knackt den Kopf auf,
und nachher kommen weitere Vermählungen.
Rumi
Dez 2008
Ich hatte verschiedene Lehrer über die Jahre. Sie stammten ursprünglich alle aus der Zen Tradition. Sehr selten hatte ich eine weibliche Lehrerin. Die spirituelle Welt war voller männlicher Lehrer und ich wusste es nicht besser. Mein Durst war groß und ich habe nicht viel Zeit vergeudet. In gewisser Weise kann ich sagen, dass seit diesem Moment im Jahre 1976 kaum ein Tag vergangen ist, an dem die Suche meiner wahren Natur nicht Thema war. Allerdings habe ich oft an allen möglichen falschen Orten gesucht.
Zuerst verdiente ich meine Brötchen in Holland, denn ich stand in Verbindung mit einem Zentrum, welches inspirierende Menschen aller Art nach Amsterdam einlud. Später ging ich jedoch auf Reisen und nach einigen Umwegen landete ich in Indien zu Osho´s Füßen. Er wurde mein spiritueller Lehrer und Meister.
1994 spazierte ich durch den Nullah Park in Pune, als mir die riesige Statue eines weiblichen Buddhas auffiel. Ich war zutiefst berührt und Tränen rannen über mein Gesicht – ganz leise. In diesem Moment fiel mir erst auf, wie wenig weibliche Vorbilder oder Lehrerinnen es gibt und wie wichtig dieser Spiegel für mich war.
Eine Weile lang habe ich sie oft besucht und schaute in ihr Gesicht. Etwas hat sich tief in meiner Gebärmutter bewegt, aber zu der Zeit konnte ich noch nicht verstehen, was das war.
Die Reise ging weiter, mein Meister hatte seinen Körper verlassen und vielleicht aufgrund meines Hungers für Wahrheit oder der langen Jahre der Meditation und Teilnahme an vielen Selbsterfahrungstherapien und Awareness Intensive Retreats oder vielleicht auch „einfach“ aufgrund von Gnade, habe ich 1997 einen großen Durchbruch erlebt.
Seitdem erfahre ich alles als eins.
Jetzt gab es nur noch die Quelle. Alle meine Probleme waren verschwunden wie Schnee in der Sonne. Das endlose Geplapper in meinem Kopf wurde völlig bedeutungslos. Ich konnte ihm zuhören und es leben lassen. Aber wenn ich nicht zuhörte, dann zog es sich in die weit entfernte Peripherie meines Bewusstseins zurück. Zu jener Zeit erfuhr ich das als Erleuchtung und im Jahre 1998 begann ich, dies in Satsangs zu teilen.
Ich war entzückt, als ich feststellte, dass es einige Frauen unter den Satsang-Lehrern gab. Ich habe ein paar davon besucht, habe sie aber alle auf dem mehr oder weniger gleichen, eher bekannten und männlichen Advaita-Weg gefunden wie mich selber. Eine von ihnen erlebte ich als femininer, weiblicher, aber sie war ganz eingebettet in die alten Traditionen, welche für mich nicht mehr länger von Bedeutung waren. Ich vermisste die Verbindung zu einem evolutionäreren Bewusstsein.
Eine liebe Freundin schenkte mir ein Buch: „Frauen mit Kraft und Anmut“. Es geht darin um das Leben von 9 sehr speziellen, erleuchteten Frauen. Es brachte mir mehr Spiegelmöglichkeiten. Diese Frauen waren jedoch solche großartigen Wesen, dass der Spiegel beinahe zu groß zum Hinschauen war. Es hatte einen demütigenden Effekt auf mich.
Eines ist mir jedoch aufgefallen: Für viele dieser Frauen stand das Tun im Vordergrund. Die meisten von ihnen waren ihr ganzes Leben damit beschäftigt, Leiden zu lindern, sich um die Armen zu kümmern und wohltätig zu wirken. Es gab zwar auch das Lehren - es war jedoch oft weniger interessant. Es hatte einen viel geringeren Stellenwert als das Leben selbst, als diese Lehren ins Leben zu übersetzen, eine Verbindung in die Welt zu bringen. Während bei den meisten männlichen Gurus oder Lehrern das Lehren im Vordergrund stand und Meditation die hauptsächliche Praxis war, standen für viele Frauen Hingabe und Fürsorge im Mittelpunkt.
In 2000 traf ich Ammachi in Südindien. Diese sehr einfache, kleine/große Inderin beeindruckte mich tief. So tief, dass dies zu einer bleibenden Verbindung wurde. Amma strahlt göttliche Liebe aus und sie umarmt jede einzelne Person, die sie besucht. Manchmal tut sie dies für 22 Stunden am Stück – ohne, dass sie eine Pause macht oder auch nur etwas trinkt!
Mit Amma erlebte ich zum ersten Mal, dass sich weibliche Erleuchtung nicht nur anders ausdrückt, sondern auch ein anderes, runderes ERLEBNIS mit sich bringt. Ihre Umarmung wurde zum Symbol dafür, wie Gott mich als archetypische Mutter umarmt. Es war, als halte mich das Universum in einer liebevollen und innigen Umarmung.
Für mich hat Gott hat an diesem Tag ein zweites Gesicht bekommen. Nicht nur Gott, auch die Göttin war da. Zusammen waren sie EINS.
Ihre Lehre war einfach und direkt: Teile Liebe und Mitgefühl und handle selbstlos.
Bis heute besuche ich Ama jedes Jahr und lasse mich dabei inspirieren und nähren von ihrer weiblichen Art zu sein und von der göttlichen Liebe, die sie ausstrahlt.
2004 kam mein erleuchteter Zustand zu einem abrupten Ende (siehe meinen Artikel über Erleuchtung). Der Fall vom großen Licht in die totale Dunkelheit war intensiv.
Es dauerte etwa 4 Jahre, bis diese Veränderung, dieser Wendepunkt verdaut war.
In dieser Zeit habe ich meine Lektionen gelernt. Zuerst fand ich heraus, dass ich meinen Zustand von Einssein durch eine Abspaltung von meiner menschlichen Dualität und von meinem Körper erreicht hatte.
Die Reise zurück zur Erde war nicht einfach. Es hat Jahre gedauert, bis ich wieder eine solide Verbindung mit der Erde spürte.
Mein Nervensystem hatte einen enormen Schlag verpasst bekommen. Der Schock dieser abrupten Landung (Bruchlandung beschreibt es eigentlich besser) und die Öffnung vieler unverdauter Traumen in meinem Leben, war tatsächlich mehr als mein Nervensystem vertragen konnte.
Daraufhin folgten einige Jahre intensiver Traumaheilung (Somatic Experiencing), um das so dringend benötigte Gleichgewicht wieder herzustellen.
Während dieser Zeit konnte ich natürlich weder lehren noch Therapeutin sein.
Ich war innerlich völlig ruiniert und habe mich dann wieder einem meiner ältesten Berufe zugewendet: Der Krankenpflege.
Während 3 Jahre habe ich mich als private Krankenschwester um alte, kranke und sterbende Menschen gekümmert. Und obwohl dies schwere Jahre waren, habe ich es auch genossen, mich einfach um andere zu kümmern. Ich bin auch tief in die so genannte normale Welt eingetaucht, in der sich niemand für Spiritualität interessiert.
Ich habe stundenlang mit meinen Patienten ferngesehen, ihnen endlos aus Frauenzeitschriften vorgelesen und die vielen Auf´s und Ab´s mit ihnen und ihren Familien geteilt.
Es öffnete sich für mich eine Welt, die ich kaum mehr kannte. Eine Welt, die mich auch mehr und mehr menschlich machte. Tiefere Schichten von Mitgefühl wurden erweckt. Ich sah und erlebte so viel Trauer, Schmerz und Missverständnis. Alles, was ich vor etwas 30 Jahren zurückgelassen hatte, begegnete mir wieder.
In dieser Zeit wurde es klar und klarer, dass nur die Quelle des Seins allein nicht die Erleuchtung bringt, welche ich mein ganzes Leben lang hatte erreichen wollen. Die Quelle fühlte sich an wie nach-Hause-gekommen-zu-sein. Aber: WER war nach Hause gekommen? Was ist während der ganzen Geschichte mit MIR passiert?
Wo war ich?
Osho hatte mir eine Vision eines neuen Menschen gegeben. Er nannte ihn Zorba the Buddha: Ein Mensch, der so lebendig war wie Zorbas der Grieche und so weise und still wie Buddha.
Ich hatte es nun schon seit Jahren versuch, dahinter zu kommen: Wie lässt sich dies verwirklichen? Ich war ein Zorbas gewesen, hatte das Leben voll ausgekostet. Ich brannte wie die Kerze an beiden Enden und hatte es sehr genossen.
Ich war ein Buddha gewesen, losgelöst in Stille und Frieden – fast nicht mehr von dieser Welt.
Und nun?????
Ich suchte nach Totalität, nach Integration. Ich wollte die Totalität der Existenz und ich wollte die fundamentale Trennung heilen zwischen dem Spirituellen und dem Weltlichen – zwischen Innen und Außen.
Aber wie in Gottes Namen konnte ich diese beiden Welten verbinden? Es wurde zum Einzigen, was mich beschäftigte und interessierte. Und wie immer betete ich um Hilfe, denn alleine war es mir nicht gelungen.
Unter einer dicken Staubschicht kam Almaas´ Buch wieder zum Vorschein. Er inspirierte mich mit seiner modernen Vision. Aber das Feuer wurde nicht wirklich entzündet.
Da tauchte Faisal Muqaddam auf in meinem Leben. Er hatte eine ähnliche Vision. Er sprach mein ganzes Wesen direkt an, als er über die 3 Bereiche sprach: Die 3 Königreiche, in denen wir leben.
Der absolute (das, was im Advaita oft das Selbst, die Leere genannt wird), der essentielle und der weltliche Bereich.
Die Tibeter nennen dies die 3 Kayas – die 3 Aspekte eines erleuchteten Wesens.
Im Absoluten und im Weltlichen war ich ziemlich zuhause. Aber den Bereich dazwischen, den essentiellen Bereich kannte ich nicht.
Dies ist der Bereich, welcher den so genannten persönlichen und den spirituellen Bereich vereint. Die Anwesenheit von Essenz im Körper schien die Verkörperung möglich zu machen.
Faisal:
„Im Allgemeinen reden wir über Erleuchtung als das Stadium, in dem man seine wahre Natur entdeckt hat, unsere erleuchtete Natur. Diese erleuchtete Natur, diese göttliche Natur, diese Budhha-Natur ist die Grundqualität der ganzen Existenz.
Dieses grundsätzliche Sein hat viele unterschiedliche Stadien. Es ist wie wenn du weißes Licht durch ein Prisma schickst und dabei ein Regenbogen erscheint. So zeigt sich das Absolute in verschiedenen Qualitäten. Manche davon sind grenzenlos, nicht begrenzt. Andere sind deutlich, klar umrissen, tastbar, du kannst ihre Form, ihre Struktur fühlen.
Alle diese Qualitäten werden dann sogar noch deutlicher, noch massiver – und werden dann zum physischen Universum.
Die unterschiedlichen Stadien zwischen dem Absoluten und dem physischen Universum ist das, was wir üblicherweise als die essentiellen Stadien des Seins bezeichnen. Dies sind die Essenzen.
Diese essentiellen Stadien haben charakteristische Merkmale. Sie haben Struktur; du kannst sie in deinem Körper fühlen. Sie sind nicht bloße Energie. Manche davon sind dicht, manche sind leicht, manche sind flüssig, manche sind solide, manche sind kalt, manche sind heiß, manche sind neutral. Sie haben also alle möglichen charakteristischen Eigenschaften, die du wirklich fühlen kannst. Und dein Körper ist das beste Thermometer, mit dem du Essenz messen kannst. Die Essenz muss in deinem Körper fließen. Es ist nicht einfach ein Zustand, in den du gehen kannst, wie deine Emotionen oder deinen Verstand. Sie muss in deinem Körper zirkulieren. Jede Qualität von Essenz kann nur dann voll integriert werden, wenn sie frei in deinem Körper fließt. Sie muss in deinem Kopf zirkulieren, in deinem Herzen, in deinem Bauch, in deinen Beinen.“
(Ausschnitte aus Audio-Material)
Faisal hat mir beigebracht, die drei Bereiche zu unterscheiden und sie zu respektieren. Er zeigte mir, dass jeder Bereich seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und Lehren bereithält. Und dass es sehr wichtig ist, zu wissen, über welchen Bereich du sprichst, wenn du lehrst.
Auf einmal verstand ich, dass ich beim Satsang versucht hatte, den weltlichen Bereich mit den Gesetzmäßigkeiten des Absoluten zu betrachten. Nun verstand ich auch, weshalb es für so viele Leute, die zu mir kamen, so schwierig war, diese Einsichten in ihr tägliches Leben zu bringen und sie dort zu verwirklichen.
Obwohl ich anfänglich großen Widerstand hatte, mich dafür zu öffnen und eine völlig neue Lehre zu lernen, begann ich damit.
Faisal hatte zu sehr zu meinem ganzen Wesen gesprochen. Darüber hinaus war diese Lehre so intelligent – beinahe High-Tech, wie moderne Mystik!!
Faisal benutzte sowohl die tiefen Einsichten aus den verschiedenen spirituellen Traditionen, als auch moderne Entdeckungen und Entwicklungen in der Psychologie.
Ah – hier war das Stück an Entwicklung, welches mir so sehr gefehlt hatte!!
Hier war das Ego nicht länger etwas, was verschwinden oder sterben sollte, es wurde vielmehr ein Anfangspunkt – beinahe ein Führer, ein Instrument, um den Weg zurück zu finden. Er verglich das Ego mit einem Kind, welches an der Hand genommen werden musste, um ihm den Heimweg zu zeigen.
Und so begann wieder ein neues Kapitel auf dem langen Weg zur Selbsterfahrung.
Es gibt so viele Aspekte und Facetten von Essenz, die wir brauchen, um ein vollkommenes menschliches Wesen zu werden und unsere Einsichten und Erkenntnisse zu verwirklichen. Um zum Beispiel wirklich auf diesem Planeten zu landen, benötigen wir sehr erdige, essentielle Aspekte. Um in der Lage zu sein, wirklich zu lieben, ist es nötig, dass die verschiedenen Qualitäten von Liebe in unserem Körper präsent sind, damit wir dann zu Liebe werden können. Um wahrhaftig Freude zu erleben, müssen wir zu Freude werden.
Almaas sagt:
„Essenz ist nicht lebendig; sie ist die Lebendigkeit. Sie ist nicht bewusst; sie ist das Bewusstsein. Sie hat nicht die Qualität von Existenz; sie ist die Existenz. Sie liebt nicht; sie ist die Liebe. Sie ist nicht freudig; sie ist die Freude. Sie ist nicht wahr; sie ist die Wahrheit.“
(„Essenz“ Seite 80)
Ich entdeckte, dass es persönliche und unpersönliche Essenzen gibt. Die unpersönliche erreichen wir durch Transzendenz, durch Verneinung, durch die Erkenntnis, dass ich weder dies, noch das bin. Was dann übrig bleibt, ist nur die Quelle, der Ozean.
Die persönliche Essenz wird dagegen nur lebendig, wenn wir das genaue Gegenteil davon tun; wenn wir erkennen, dass wir Alles sind. Ich bin dieses UND zugleich jenes. Dies führt zur Vision des Fisches im Ozean. Er existiert als einzelner Fisch und sucht nach Teilnahme, er will sich entwickeln.
Der Ozean sucht nicht nach Entwicklung. Er ist der Ozean in Ewigkeit.
Aber der Fisch will vorankommen.
Wenn uns also klar wird, dass ICH ALLES BIN, dann verschwindet die Spaltung zwischen Innen und Außen. Nun können wir auch die volle Verantwortung für unser Leben übernehmen. Nun können wir nicht länger sagen, dass es keinen persönlichen Täter gebe. Wenn wir einen Fehler machen, dann stehen wir dazu und bereinigen ihn.
Je mehr ich damit begann, Essenz zu erfahren und zu erkennen, desto mehr begriff ich, dass die Sufis diese Weisheit schon seit Jahrhunderten gehabt hatten. Die Gedichte von Rumi, die ich so sehr liebe, sind voll von versteckten Hinweisen zu essentiellen Zuständen. Er nennt sie unter anderem Honig, Gold oder Rubin.
Wenn wir erleuchtete Eltern gehabt hätten, dann wären wir aufgewachsen, ohne den Kontakt zu unserer wahren Natur zu verlieren. All die verschiedenen Qualitäten hätten sich geöffnet und sich natürlich entwickelt und all unsere Stärken wären noch verstärkt worden, anstatt dass wir sie verloren hätten. Essenz ist unser Geburtsrecht. Gott oder die Existenz haben diese Qualitäten für den Menschen erschaffen, damit er oder sie in der Realität funktionieren und gleichzeitig mit der Quelle verbunden bleiben kann.
In meinen jetzigen Gruppen lasse ich die Leute oft sich vorstellen, dass sie das Dalai Lama Baby oder ein anderes hohes Wesen sind. Als er geboren wurde, war er umgeben von Respekt und Liebe, von vielen Menschen, die seine Seele gesehen haben und ihm eine gute, unterstützende und verlässliche Umgebung gegeben haben. Menschen, für die Erleuchtung ein natürlicher Zustand ist. Und dann lasse ich sie sich vorstellen, wie ihr Leben heute aussähe, wenn sie so aufgewachsen wären. Dann fließen die Tränen und lange verschlossene Türen öffnen sich wieder und die Essenz beginnt wieder zu fließen.
Für mich persönlich ist der Diamond Logos (der Name dieser Lehre) eine enorme Unterstützung im Integrationsprozess. Nach und nach erlange ich meine Essenz wieder und langsam öffnen sich meine Knochen, Muskeln und Nerven wieder. Sehr langsam, aber sicher lässt die Essenz die alte Persönlichkeitsstruktur schmelzen. Schritt für Schritt schmelzen die unechten, angelernten Qualitäten dahin und die essentiellen, natürlichen Qualitäten beginnen hervorzukommen.
Mit der Öffnung von jeder neuen Essenz, zeigen sich alte Blockierungen. Alte Themen kommen hoch, damit sie gesehen werden und sich auflösen können. Dies ist ein komplexer und aufwändiger, aber auch sehr interessanter Prozess.
Dies ist nicht der Platz, um dies jetzt weiter zu vertiefen.
Der erste und stärkste Gegner auf diesem Weg ist unser Super-Ego, unser innerer Richter. Die Stimme in uns, die immer Gott spielt, die bestraft, kritisiert, manipuliert oder uns auch lobt bei jedem Schritt, den wir tun. Im Satsang pflegte ich zu sagen: „Höre einfach nicht auf diese Stimme.“ Aber natürlich ist das niemandem gelungen.
Nun bin ich in der Lage, klare Werkzeuge und Wege aufzuzeigen, womit man lernen kann, diese Stimme zu erkennen und mit ihr umzugehen. Und dies ist wirklich wesentlich, wenn wir jemals zu einer Verkörperung und der Verwirklichung unserer Erkenntnisse kommen wollen. Es ist solch ein hoch entwickelter und komplexer, automatischer Mechanismus. Sein Ziel, seine Aufgabe ist, unsere Konditionierungen aufrecht zu erhalten. Wenn wir dies nicht erkennen, wird er uns immer wieder zurück ins Alte ziehen. Und er wird und davon abhalten, wahrhaftig ein Individuum zu sein.
Wenn das Super-Ego regiert, dann ist es für die Essenz sehr, sehr schwierig, sich zu öffnen. Deshalb hat die Arbeit mit dem Super-Ego einen großen Stellenwert in der Arbeit zur Verwirklichung, welche ich nun teile.
Erkenntnisse sind schön. Inzwischen haben viele von uns viele davon – tiefe Erkenntnisse von Einssein und Liebe und Vollkommenheit. Wozu sind sie jedoch gut, wenn sie nicht gelebt werden können, wenn sie nicht verkörpert werden und sich spontan manifestieren in unserem täglichen Leben?
Der Weg von Advaita, der Non-Dualität, war ein wunderbarer Weg gewesen für mich, ein unglaubliches Werkzeug, um an die Quelle zu gelangen, um nach Hause zu kommen.
Er hat mich erweckt und viele Andere. Aber was dann???
Was geschieht, nachdem man aufgewacht ist?
Leider treffe ich immer noch Menschen, die sich in ihrer Sehnsucht danach, ihren Schmerz zu transzendieren, von ihrer menschlichen Dualität abspalten. Alles, was sie wollen, ist Leere. Sie haben einen schönen Zustand erreicht, aber ich erlebe sie lediglich als halb.
Jetzt weiß ich, dass wenn wir ein vollständiger und vollkommen verwirklichter Mensch werden möchten, dann müssen wir alle unsere menschlichen Aspekte umarmen. Sie alle gehören zu unserem Wesen. Sie sind alle Teile des Göttlichen – das Duale so sehr wie das Nicht-Duale.
Je mehr meine Integration stattfand, desto mehr zog es mich zurück zu meiner alten Passion, alles, was ich lerne und entdecke mit anderen zu teilen und ihnen bei ihrem Transformationsprozess beizustehen.
Gruppen und Retreats sind entstanden und nach einer Weile hatte ich so viel Arbeit, dass ich mich von meinem Job als Krankenschwester verabschieden musste.
Ich wurde gebeten, über Frauen auf dem Weg zu schreiben.
Aber was ist denn der Weg der Frau?
Seit 2 Jahren stelle ich mir diese Frage erst.
Teils, weil Faisal jedes Mal, wenn ich ihn treffe, unsere Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass Männer und Frauen anders funktionieren und dass es höchste Zeit ist für uns Frauen, dass wir für uns selbst entdecken, wie sich die Essenz in uns öffnet. Aber hauptsächlich aus dem Grund, weil ich begann, auf meine Gebärmutter zu hören.
Das Echo dieses ersten Aufruhrs dort in Pune mit dem weiblichen Buddha war immer noch da.
Es schockierte mich, was meine Gebärmutter mir zeigte und sagte.
Mir wurde klar, dass ich, (und mit mir viele Frauen) mein Leben von einem sehr männlichen, aktiven Prinzip aus lebte. Dadurch hatte sich meine Gebärmutter verhärtet und zusammengezogen. Wenn wir dazugehören wollen, verlangt unsere Gesellschaft von uns, dass wir etwas leisten.
Die schmerzhafte Unterdrückung und der Missbrauch der Frauen über Jahrhunderte, brachte uns in den 70er Jahren zum Feminismus. Wenn du dich in dieser Zeit dem Mann gleichwertig fühlen wolltest, dann sah es so aus, dass du männliche Wettbewerbsqualitäten entwickeln musstest. Die weiche, liebende, fürsorgliche und empfängliche Frau ging über Bord.
Wir wurden mächtig und stark und es fiel uns nicht auf, was wir in diesem Kampf verloren. Viele, viele Jahre später weinte meine Gebärmutter über diesen Verlust stille Tränen, während sie begann, sich langsam, langsam wieder zu öffnen.
In meinen feministischen Jahren war ich stolz, eine androgyne Frau zu sein – jemand, der sowohl weibliche als auch männliche Qualitäten hatte. Da passt auch meine Bisexualität hinein. Es war mir nie recht klar gewesen, was männlich und was weiblich war. Ich fühlte beide Energien sehr klar in meinem eigenen Körper.
Nun fühlte ich mich jedoch sehr deutlich in meiner weiblichen Biologie.
Seit ich nun gut in meinem Körper geerdet bin, öffnet er sich mehr und mehr. Durch die wachsende Präsenz essentieller Qualitäten, zeigt sich meine Gebärmutter mehr und mehr als ein wichtiges Zentrum meines Systems und auch als die Quelle von Essenz. Ich bin noch immer ganz am Anfang dieser Forschungen, dieses Entdeckungsprozesses. Ich befragte Freunde und Kollegen zu ihrer Sicht der Dinge.
Annemie Flamez:
Dies ist eine wunderbar inspirierende Zeit! Die Frau, die Mutter, die Göttin, die Königin bekommt ihren Thron und ihre Krone zurück.
Die weibliche Weisheit hat so lange im Untergrund unserer Kultur gelebt. Nun jedoch sieht die heilige Gebärmutter ein neues Tageslicht. Meine leidenschaftliche Liebe für die heilige Gebärmutter wurde mir zuerst vom Buch „Die Nebel von Avalon“ gespiegelt. Dies ist nun schon 30 Jahre her und ich erinnere nicht mehr viel aus dem Buch. Zu jener Zeit fühlte ich mich jedoch wie der Frosch, der vom Prinzen geküsst und dadurch zur Prinzessin geworden war.
Ich erinnere mich, dass ich seit meiner frühesten Kindheit nach dem heiligen Gral gesucht hatte. So wie mein Körper, Verstand und Geist einen Entwicklungsprozess kennen, so zeigt sich auch ein fortwährendes Erwachen in dieser weiblichen Weisheit als essentielle Qualität.
Das Mysterium öffnet sich und ist sehr tief verbunden mit meiner heiligen Gebärmutter und meinem heiligen Bewusstsein. Dieses Bewusstsein lebt in mir als Frau und ist im Gewebe meiner Seele eingebaut. Meine Schwangerschaften und die verschiedenen Geburten, die ich erlebt habe, waren nicht nur von dieser Welt.
Zu jener Zeit kannte ich die Sprache der Essenz nicht. Die Liebe, die zusammen mit dem Kind geboren wird, ist unvergleichlich.
Die Veränderungen, die dadurch kamen, waren nicht mehr rückgängig zu machen. Und so haben all die verschiedenen Phasen meines Lebens ein ganz spezielles Geschenk für mich bereitgehalten. Jetzt wo ich Großmutter bin, sehe ich, wie ich das Leben in seiner ganzen Schönheit beschütze und wertschätze.
Es ist jedoch nicht alles „in Butter“.
Es war nie nahe liegend, dass ich als Frau und Mutter meinem eigenen spirituellen Verlangen folgen könnte. Der Pfad hat Rosen und Dornen. Bei „Enquiry“ („Befragung“ – eine Praxis zur Selbsterforschung) treffe ich unter anderem auf meine Mutter und auf die Mutter meiner Mutter und dies manchmal auf schmerzvolle Art und Weise. Meine Liebe fördert auch tiefen Hass ans Licht.
Mein Herz und meine Gebärmutter stehen in Verbindung mit der Welt und dem Leben in all seinen Dimensionen.
Mein Leben singt sein eigenes, sanftes, lebendiges Herz-Sutra.
Dies sind Beispiele vom Ausdruck der heiligen Gebärmutter. Wie alle Qualitäten von Essenz kann sie auch auf eine direktere und stofflichere Art in all ihrer Herrlichkeit erfahren werden.
Faisal gab mir einen starken Impuls, die weibliche Weisheit im spirituellen Bereich tiefer und tiefer zu entdecken. Zusammen mit anderen weiblichen Weggefährtinnen auf dem spirituellen Weg schöpfen wir zurzeit aus dieser Quelle natürlicher Weisheit.
Eine andere Kollegin und Freundin:
Ich stamme aus einer Familie mit starken, erfolgreichen Geschäftsfrauen, die für ihre Zeit sehr emanzipiert waren. Ich wurde 1954 geboren und verbrachte meine Teenager-Jahre in den 60ern. Ich bewunderte Angela Davis und die Frauenrechtsbewegung und ich bewegte mich mit meinen Freundinnen im jenem Zeitgeist. Heimlich träumte ich von einer „normalen Familie“, wo die Mutter zuhause war, kochte und darauf wartete, dass sich die Familie zu den gemeinsamen Mahlzeiten versammelte. Was mein Frausein betraf, war ich sehr verwirrt und so führte mich mein Weg zu tiefen Nachforschungen – sowohl psychologischer als auch spiritueller Natur.
Seit meiner Kindheit hatte ich das Gefühl, dass etwas im Leben meiner Mutter und im Leben aller emanzipierten Frauen um mich herum fehlte. Obwohl da Macht, Stärke und eine gewisse Würde waren, welche von den Frauen dieser Zeit so lange herbeigesehnt worden waren, sehnte ich mich nach etwas anderem, von dem ich nicht wusste, was es war. Ich habe es weder im Landleben gefunden, wo ich für meine kleine Familie da war, noch indem ich mir selbst bewies, dass ein Kind aufzuziehen und gleichzeitig im Beruf zu stehen, machbar waren. Nicht als Femme fatale, als süße und liebende Gefährtin, nicht beim Leben in einer spirituellen Kommune, wo ich versuchte, mich meinem spirituellen Meister hinzugeben. Kein Vorbild war hilfreich.
Es war mir damals nicht bewusst, aber was ich wirklich suchte, war – wie ich es heute nenne – eine neue Dimension von Weiblichkeit – die weder durch Vorbilder gefunden werden kann noch durch jegliche Versuche der konditionierten Persönlichkeit. Es ist eine essentielle Qualität, die in der Tiefe von uns Frauen lebt, geduldig wartend bis sie erneut eingebunden wird, und die die alte, archaische Weisheit und Verbindung der weiblichen Welt enthält.
Ich bin meinem Lehrer sehr dankbar, der mich – obwohl er ein Mann ist – unterstützt in meiner Suche und mir hilft, mich wieder mit dieser Qualität zu verbinden, die für mich noch ohne Worte ist.
Was nun?
Über die Jahre habe ich die Idee, irgendwo anzukommen, hinter mir gelassen.
Wie Tao schon vor Jahrhunderten gesagt hat: Die Reise ist das Ziel.
Ich habe immer Ausschau gehalten nach dem Licht – der Fokus meiner Reise war, Erleuchtung zu finden und ich wollte nur das Licht. Die Dunkelheit musste unter allen Umständen zurückgelassen werden. Dunkelheit bedeutete Schmerz, Trauer, Angst und verloren sein. Durch meine Arbeit komme ich noch oft mit Menschen in Kontakt, die denselben Fokus haben. Sie wollen ihren Schmerz loswerden. Sie wollen sich gut fühlen und sie wollen das Licht.
Ich habe jedoch entdeckt, dass wir, wenn wir den Mut haben, diesen Schmerz zu fühlen, feststellen, dass eine andere Tür aufgeht – zu einer anderen Dimension von Dunkelheit, die friedlich, liebevoll und pure Güte ist.
Viele meiner alten Freunde fragten mich, weshalb ich immer noch auf der Suche bin und warum ich immer noch an mir arbeite. Meine Antwort wird nicht oft richtig verstanden.
Seit Jahren bin ich weder auf der Suche noch dabei, an mir zu arbeiten. Es ist vielmehr eine Entdeckungsreise.
Ich folge einem evolutionären Zug, der tief aus meinem Bauch kommt. Ich könnte sagen: Ich folge dem Ruf meines Herzens. Zur selben Zeit ist da mein innerer Führer, der sein Licht auf jede neue, wunderbar schöne Landschaft, die mich anzieht, scheinen lässt.
Das Aufspüren von essentiellen Qualitäten, die ich benötige, um wahrhaft menschlich zu sein, scheint viel Arbeit zu sein. Und das ist wahr.
Was anders ist, ist, dass nicht ich (sprich das Ego), sondern die Essenz oder Präsenz diese Arbeit tut.
Wie ich meinen Studenten sage: Die Präsenz tut die Arbeit. Unsere einzige Aufgabe ist, präsent zu sein.
Manchmal ist die Reise so aufregend und bringt unglaubliche Schätze hervor. Dann wiederum geht es durch dunkle Täler und Sümpfe von Trauer und Schmerz, die die Fülle des Friedens darunter verdecken.
Manchmal begegne ich den Tälern und den Berggipfeln mit Gelassenheit. Manchmal auch nicht.
Manchmal bekämpfe ich die Täler, weil die alten Gewohnheiten und die tiefen Abwehrmechanismen in unserem System sehr mächtig sind.
Vom Ego aus gesehen, dient alles, was wir auf unserer spirituellen Reise unternehmen, einem einzigen Ziel oder Zweck: Nie mehr den alten Schmerz des Egos fühlen zu müssen. Es ist eigentlich alles, was wir tun, eine Art Gymnastik, um dies zu verdecken.
Wenn wir lernen, diese tiefen Egozustände und –schmerzen zu ertragen, erlangen wir eine neue Standfestigkeit.
Das Mitgefühl wird tiefer. Der Frieden wird runder und voller. Die Verwurzelung ist stärker.
Die Integration wächst, nur um sich wieder zu des-integrieren und sich wieder und wieder neu zu formieren.
Dunkelheit und Licht – sie gehören zusammen. Das Licht ist der männliche – die Dunkelheit ist der weibliche Aspekt. Zusammen sind sie EINS.
Ich bin immer noch gierig – ich will alles! Licht und Dunkelheit, Zorba und Buddha, Fülle und Leere.
Die Reise geht weiter – das ist Entwicklung. Und wo führt sie hin? Dass wir nur noch sehen, wie sie sich jeden Moment neu gebärt.
Wenn Du einen Körper hast, wo ist der Geist?
Wenn Du Geist bist, was ist der Körper?
Es ist nicht unser Problem, uns darüber Sorgen zu machen.
Beide sind beides. Mais ist das Maiskorn
Und der Maiskolben. Der göttliche Schlachter
Schneidet uns ein Stück aus dem Schenkel
Und ein Stück vom Hals.
Unsichtbar, sichtbar, die Welt
funktioniert nicht ohne die beiden.
Wenn du jemandem Staub an den Kopf wirfst,
so wird nichts geschehen.
Wenn du Wasser wirfst, nichts.
Forme sie aber zu einem Klumpen.
Diese Vermählung von Wasser und Erde
Knackt den Kopf auf,
und nachher kommen weitere Vermählungen.
Rumi
Dez 2008